Georgien und Armenien
Bevor es nach Georgien geht, steht mir ja noch die Überfahrt mit der Fähre über das kaspische Meer von Aqtau in Kasachstan nach Baku in Aserbaidschan bevor. Gut, dass es für Aserbaidschan ein e-Visum gibt. Innerhalb von 2 Tagen habe ich das Visum in der Mailbox. Nach 3 Tagen in Aqtau heisst es, am nächsten Tag geht die Fähre. Der neue Hafen ca. 70km südlich von Aqtau ist nicht einfach zu finden, es wird noch viel gebaut, besonders an den Strassen. Unterwegs bleibe ich noch zum ersten mal im Sand stecken. Angekommen, heisst es erst mal in 3 Stunden wieder kommen, dann machen die Schalter auf. Alles ist super modern ausgestattet. Nach 3 Stunden beginnt dann der Marathon. Sage und schreibe dauert es 5 Stunden bis sich Passport Control, Zoll, Immigration, etc. untereinander einig sind wer den nächsten Stempel gibt. Es ist ein Spiessrutenlauf bei 40Grad. Immerhin ist die Fähre schon im Hafen. Genervt dürfen wir dann auf die Fähre fahren, dort wollen sie noch mehr Stempel sehen. Also wieder per pedes ins Gebäude zurück, dort weiss keiner von dem gewünschten Stempel. Irgendwie ist dann jeder Offizielle zufrieden und es wir uns jedem eine 2-Bett Kabine zugewiesen. Immerhin soll die Überfahrt nur 18 Stunden dauern und nicht wie erwartet 30 Stunden. Alles ist sehr basic auf dem Schiff, kein Shop, kein kühler Aufenthaltsraum, wir sind einfach nur froh als die Schiffsmotoren anfangen zu brummen und wir den Hafen verlassen. Bye bye Zentral Asien.
Am nächsten Morgen nähern wir uns dem Hafen, 60km südlich von Baku und sehen unzählige Bohrtürmer in der See. Die See war ruhig und der Capitano sprach relativ gut Englisch. Das auschecken ging dann vergleichsweise relativ schnell vor sich, auch wenn wir wieder von Pontius zu Pilatus geschickt wurden bis wir das Hafengelände verlassen konnten. Der ganze Spass auf beiden Seiten mit unzähligen Zahlstellen hat mich runde 410US$ gekostet. Die erste Tankstelle in Aserbaidschan gehört mir und welch Überraschung, super modern, 95Oktan, digitales display, Kreditkarte, und eine Servicestation zum Reifen aufpumpen. Ich bin richtig perplex. Die Leute sind sehr freundlich und neugierig und sogleich wird mir Tee angeboten. Ich lasse Baku die Hauptstadt aus und fahre ein paar Kilometer zu einem Hotel. Die Landschaft ist wie in Kasachstan, Steppe, Steppe und nochmals Steppe, aber tolle Strassen. Der Grenzübergang ist problemlos. In Georgien muss ich noch nicht mal aus dem Auto steigen, Fenster runterkurbeln Papiere abgeben, und in 5 Minuten bin ich Georgien. Tiflis (Tbilisi - sagen die Georgier) ist verkehrstechnisch ein Chaos. Nur Staus durch die ganze Stadt und eine Huperei, ich bin das nicht mehr gewöhnt. Die Umweltverschmutzung ist gigantisch. Es wird kreuz und quer parkiert, rücksichtslos überholt, so schlimm was es bis dato noch in keiner anderen Stadt. Es macht keinen Spass durch die Stadt zu laufen, nur hupende und stinkende Autos. In Tbilis wartet Christa, eine Studienkollegin schon auf mich, und wir wollen ein paar Tage zusammen reisen.
Ich bin nach 4 Monaten wieder mal in einem christlichen Land und das sieht man sofort, alles ist sehr viel freizügiger und anhand der Geschäfte fühlt man sich wie in einer westlichen Stadt. MacDonalds, KFC und Shopping Malls lassen grüssen. Die Menschen sind alle hastig unterwegs, nirgendwo wird man begrüsst, geschweige denn angeschaut. Das Verhalten ist ein wenig wie in Russland, die Menschen sind sehr reserviert, grimmige Minen, kein lächeln, sture Polizisten, sehr gewöhnungsbedürftig nach den doch so herzlichen und interessierten Ländern zuvor. Aber es gibt gutes, schnelles und stabiles Internet und gutes georgisches Essen. Von Tiblisi geht es auf der historischen Georgischen Heerstrasse, welche die Verbindungsstrasse zwischen Georgien und Russland ist, nach Kazbegi im Nordkaukasus. Die Burg Ananuri aus dem 13. Jahrhundert lohnt eine Pause bevor die Aussicht auf die Berge immer spektakulärer wird. Es gibt dort auch einen Wintersportort: Gudauri. Dort kann man zwischen 1900m und 3260m skifahren inkl. Heliskiing auf 4400m Höhe. Das Georgisch-Russische Freundschaftsdenkmal bietet ebenfalls einen wunderschönen Ausblick in den Kaukasus. In Kazbegi ist trekking die Aktivität schlechthin. Leider schlägt das Wetter um und das bekannte Ausflugsziel des Ortes die Geregeti Dreifaltigkeitskirche und die Gletscher sind in den Wolken.
Vom Nordkaukasus geht es in den Süden zum kleinen Kaukasus nach Armenien, nach Yerevan. Das gut erhaltene Kloster Haghbat aus dem 10. Jahrhundert ist noch weitgehend im Originalzustand und ich kann direkt davor mit himmlischen Segen übernachten. Entlang am Sewan See, der 1900m hoch gelegene See ist mit fast 80km Länge der grösste im Kaukasus, geht es nach Yerevan auch Eriwan genannt. Dort hat mich die Zivilisation wieder, moderne Fussgängerzonen, viele schattige Parks mit Sitzbänken und keine grosse Hektik lassen die Stadt geniessen. Interessante Museen machen den Aufenthalt kurzweilig. Ein Highlight ist der Ausblick vom Genozidmuseum auf den Berg Ararat mit seiner Schneekuppe. Von Yerevan geht es zurück nach Georgien. Nicht weit von der Grenze besuche ich Vardzia, einer im 12.Jahrhundert erbauten Höhlenstadt im kleinen Kaukasus. Ursprünglich gab es 3000 in Stein gehauenen Wohnungen heute sind noch 750 erhalten, oder werden restauriert.
Ich will noch mal in den grossen Kaukasus und fahre über Kutaissi und Sugdidi nach Mestia in der Region Swanetien. Die letzten 100km sind ein Traum von einer Fahrt, entlang grüner Berge, dem Stausee Zhinvali, durch Schluchten und mit den vielen Serpentinen kommt man sich vor wie in der Schweiz. Auch Mestia ist ein Zentrum für Wanderer, ich bin wahrscheinlich der einzige Besucher der keine Wanderschuhe an hat. Ein UNESCO Kulturerbe sind die unzähligen Wachtürme in der Region. Das gute Essen, wieder mal Schweinefleisch und kein zähes Schaf- oder Rindfleisch, und der Wein lassen das schlechte Wetter vergessen. Ich mach mich langsam auf den Weg in Richtung Türkei. Am Schwarzen Meer in Batumi lasse ich die letzten 2.5 Wochen Revue passieren und gönne Buli nach seiner Operation an der Wasserpumpe ein paar Tage Pause. Wie schon des öfteren zuvor, bin ich wieder mal überrascht wie engagiert die VW unkundigen Mechaniker das Problem lokalisieren und dann alles, aber auch alles daran setzen das Problem zu beheben. Die 6 Stunden (an einem Sonntag) sind eine eigene story wert, es war köstlich die ganze Zeit ohne ein Wort englisch oder russisch zu verstehen dabei zu sein und die Menschen zu beobachten. Das ganze hat mich 50U$ gekostet.
Batumi ist klein Las Vegas am Meer. Casino an Casino, eine Uferpromenade und dutzende Apartmenthäuser am Schwarzen Meer. Gerade der richtige Ort um die letzte Etappe meiner Tour grob zu planen. Morgen geht es in die Türkei (20km) und dann in Richtung Kappadokien und Mittelmeer.
hier die gefahrene Route:
Georgien Armenien